Bei der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff entsteht als
Reaktionsprodukt Wasser.
Wasserstoff und Sauerstoff sind die Ausgangsstoffe (Edukte) und
Wasser ist der Endstoff (Produkt) der Reaktion.
Der Chemiker gibt diesen Vorgang in einer Gleichung an. Dabei
zeigt ein Pfeil (Reaktionspfeil) von den Edukten auf die
Produkte. Somit stehen die Edukte immer links vom Reaktionspfeil
und die Produkte immer rechts vom Reaktionspfeil:
Textschema: | Wasserstoff und Sauerstoff |
reagieren zu |
Wasser |
Formelschema: | 2 H2 + O2 |
--> |
2 H2O |
Ausgangsstoffe |
reagieren zu |
Endstoff(e) |
|
Edukte |
reagieren zu |
Produkt(e) |
|
Anzahl Atome: | 2 * 2 H- + 2 O-Atome |
= |
2 * 2 H- + 2 O-Atome |
6 Atome insgesamt |
= |
6 Atome insgesamt |
|
Teilchenanzahl: | 3 Moleküle (2 H2 + 1 O2) |
<> |
2 Moleküle (2 H2O) |
Gemäß dem Gesetz von der Erhaltung der Masse muss bei einer
chemischen Reaktion die Anzahl jeder Atomart dieselbe bleiben.
Die Anzahl der Teilchen jedoch kann, muss aber nicht gleich sein.
Die Zahlen, die in den Formeln (H2, O2,
H2O) vorkommen, nennt man Indexzahlen.
Ist die Formel eines Stoffes bekannt oder aufgestellt worden, so
darf man diese Zahlen nicht mehr ändern, denn andere Zahlen
würden neue Stoffe mit unterschiedlichen Massenverhältnissen
angeben.
Die Zahlen, die im Formelschema vor
den chemischen Formeln vorkommen, nennt man Koeffiziente.
Schreibt man im Formelschema nur die Formeln der Edukte
und der Produkte an, so erhält man:
Formelschema: | H2 + O2 |
--> |
H2O |
Anzahl Atome: | 2 H- + 2 O-Atome |
<> |
2 H- + 1 O-Atome |
4 Atome insgesamt |
<> |
3 Atome insgesamt |
Wie aus der Tabelle ersichtlich, ist die Anzahl der Atome der
Ausgangsstoffe und der Endstoffe verschieden! Dies ist im
Wiederspruch zum Gesetz von der Erhaltung der Masse: Die Anzahl
jeder Atomart vor und nach der Reaktion muss dieselbe bleiben!
Die Indexzahlen darf man nicht ändern, sonst erhält man neue
Stoffe. Eine gleiche Anzahl Atome in den Edukten und den
Produkten kann man nur durch das Einsetzen von Koeffizienten
erreichen.
Schaut man sich die Reaktion genauer an, so bemerkt man, dass in
den Edukten zwei Sauerstoffatome vorkommen (O2). In dem Produkt kommt nur
ein Sauerstoffatom vor (H2O).
Um die Anzahl der Sauerstoffatome auszugleichen, setzt man den
Koeffizienten 2 vor das
Wassermolekül:
Formelschema: | H2 + O2 |
--> |
2 H2O |
Anzahl Atome: | 2 H- + 2 O-Atome |
2 * 2 H- + 2 O-Atome |
|
4 Atome insgesamt |
<> |
6 Atome insgesamt |
Nun ist zwar die Anzahl der Sauerstoffatome gleich, doch die
Anzahl der Wasserstoffatome ist noch verschieden. Rechts vom
Reaktionspfeil hat man 4 Wasserstoffatome (2 * 2 H-Atome) während links vom
Reaktionspfeil nur 2 Wasserstoffatome (H2-Molekül)
vorhanden sind. Indem man den Koeffizienten 2
vor das Wasserstoffmolekül setzt, ist nun auch die Anzahl der
Wasserstoffatome gleich:
Formelschema: | 2 H2 + O2 |
--> |
2 H2O |
Anzahl Atome: | 2 * 2 H- + 2 O-Atome |
= |
2 * 2 H- + 2 O-Atome |
6 Atome insgesamt |
= |
6 Atome insgesamt |
Man arbeitet in der Chemie fast immer mit einer riesigen Anzahl
Atomen, dies kann man auch im Formelschema verdeutlichen. Für x
Moleküle Sauerstoff braucht man 2 * x Moleküle Wasserstoff und
man erhält 2 *x Moleküle Wasser (die ganze Gleichung wird mit x
multipliziert):
Formelschema: | 2 * x H2 + x O2 |
--> |
2 * x H2O |
Anzahl Atome: | 2 * x * 2 H- + x * 2 O-Atome |
= |
2 * x * 2 H- + 2 * x O-Atome |
6 * x Atome insgesamt |
= |
6 * x Atome insgesamt |
Im Formelschema muss jedoch immer das einfachste
Anzahlverhältnis angegeben werden:
N(H2):N(O2):N(H2O) = 2 * x: x : 2 * x
Wenn man durch den Faktor x vereinfacht, dann erhält man:
N(H2):N(O2):N(H2O) = 2:1:2
Das Anzahlverhältnis gibt die Koeffizienten (2, 1, 2) der Formelgleichung an.
Weitere Beispiele zur Einrichtung von Gleichungen:
A. Eisen reagiert mit Chlor zu Eisen(III)chlorid
1. Schritt:
Formeln der Edukte und Produkte aufstellen:
Eisen ist ein Element, chemische
Formel für Eisen: Fe
Chlor ist ein Element, chemische
Formel für Chlor: Cl2
Eisen(III)chlorid ist eine Verbindung, chemische Formel für
Eisen(III)chlorid: FeCl3
2. Schritt:
Anschreiben der Edukte und der Produkte zwischen dem
Reaktionspfeil:
Fe + Cl2 --> FeCl3
3. Schritt:
Ausgleichen:
Die Anzahl der Eisenatome ist links und rechts vom Reaktionspfeil
dieselbe. Rechts jedoch befinden sich 3 Chloratome, während
links nur zwei Chloratome vorhanden sind.
Fe + a Cl2 | --> | b FeCl3 | |
Anzahl Chloratome (a=1, b=1) | 1 * 2 = 2 | 1 * 3 = 3 | |
Anzahl Chloratome (a=2, b=2) | 2 * 2 = 4 | 2 * 3 = 6 | |
Anzahl Chloratome (a=3, b=3) | 3 * 2 = 6 | 3 * 3 = 9 |
Wie aus der Tabelle ersichtlich, erhält man dieselbe Anzahl
Chloratome (6), wenn
Koeffizient a gleich 3 ist und Koeffizient b gleich 2
ist.
Dies kann man auch sofort aus der Gleichung herauslesen: Gleich
welchen Koeffizienten a man vor das Chlormolekül setzt, man
erhält eine gerade Zahl, da ja jeweils mit 2 multipliziert wird.
Der einfachste mögliche Koeffizient b muss daher wenigstens 2
lauten, da man dann rechts auch eine gerade Anzahl Chloratome
erhält (2 * 3 = 6). Die nächstmögliche Zahl, um eine gerade
Anzahl Chloratome rechts zu erhalten, wäre 4 (4 * 3 =12). Dies
ist aber hier nicht nötig, ein Koeffizient b gleich 2 genügt,
um die Anzahl der Chloratome auszugleichen.
Somit erhält man nun als Gleichung:
Fe + 3 Cl2 --> 2 FeCl3
Nun muss man nur noch die Anzahl der Eisenatome ausgleichen. Dies geschieht, indem man den Koeffizienten 2 vor das Eisensymbol setzt:
2 Fe + 3 Cl2 --> 2 FeCl3
4. Schritt:
Überprüfen:
Edukte | Produkt | ||
Anzahl Fe-Atome: | 2 * 1 = 2 | = |
2 * 1 = 2 |
Anzahl Cl-Atome: | 3 * 2 = 6 | = |
2 * 3 = 6 |
B. Phosphorsäure (Verbindung aus Wasserstoffatomen und der
Phosphatgruppe) reagiert mit Calciumhydroxid zu Wasser und
Calciumphosphat.
1. Schritt:
Formeln der Edukte und Produkte aufstellen:
Phosphorsäure ist eine Verbindung, chemische
Formel für Phosphorsäure: H3PO4
Calciumhydroxid ist eine Verbindung, chemische Formel für
Calciumhydroxid: Ca(OH)2
Wasser ist eine Verbindung, chemische
Formel für Wasser: H2O
Calciumphosphat ist eine Verbindung, chemische Formel für
Calciumphosphat: Ca3(PO4)2
2. Schritt:
Anschreiben der Edukte und der Produkte zwischen dem
Reaktionspfeil:
H3PO4 + Ca(OH)2 --> H2O + Ca3(PO4)2
3. Schritt:
Ausgleichen:
Bei dieser Gleichung ist es wichtig zu bemerken, dass sich rechts
3 Calciumatome und 2 Phosphoratome befinden, während links
jeweils nur ein Calciumatom und ein Phosphoratom vorliegen. Dies
sollte man als Erstes ausgleichen, durch das Voranstellen eines
Koeffizienten 3 vor die Calciumhydroxidformel und des
Koeffizienten 2 vor die Formel der Phosphorsäure:
2 H3PO4 + 3 Ca(OH)2 --> H2O + Ca3(PO4)2
Berechnet man nun die Anzahl der Wasserstoffatome, so findet
man:
Edukte | Produkte | ||
Anzahl H-Atome: | 2 * 3 + 3 * 2 = 12 | <> |
1 * 2 = 2 |
Durch Voranstellen des Koeffizienten 6 vor das Wassermolekül (6 * 2 = 12), kann man die Anzahl der H-Atome ausgleichen:
2 H3PO4 + 3 Ca(OH)2 --> 6 H2O + Ca3(PO4)2
Nun muss man nur noch die Anzahl der Sauerstoffatome
überprüfen:
Edukte | Produkt | ||
Anzahl O-Atome: | 2 * 4 + 3 * 2 = 14 | = |
6 * 1 + 2 * 4 = 14 |
Da die Anzahl der Sauerstoffatome dieselbe ist, scheint die Gleichung richtig ausgeglichen.
4. Schritt:
Überprüfen:
Edukte | Produkt | ||
Anzahl P-Atome: | 2 * 1 = 2 | = |
1 * 2 * 1 = 2 |
Anzahl Ca-Atome: | 3 * 1 = 3 | = |
1 * 3 = 3 |
Anzahl H-Atome: | 2 * 3 + 3 * 2 * 1 = 12 | = |
6 * 2 = 12 |
Anzahl O-Atome: | 2 * 4 + 3 * 2 * 1 = 14 | = |
6 * 1 + 1 * 2 * 4 = 14 |
C. Ethangas (Molekülformel: C2H6)
reagiert mit Sauerstoff zu Wasser und Kohlenstoffdioxid.
1. Schritt:
Formeln der Edukte und Produkte aufstellen:
Die Molekülformel des Ethangases ist gegeben: C2H6
Sauerstoff ist ein Element, chemische
Formel für Sauerstoff: O2
Wasser ist eine Verbindung, chemische
Formel für Wasser: H2O
Kohlenstoffdioxid ist eine Verbindung, chemische Formel für
Kohlenstoffdioxid: CO2
2. Schritt:
Anschreiben der Edukte und der Produkte zwischen dem
Reaktionspfeil:
C2H6 + O2 --> H2O + CO2
3. Schritt:
Ausgleichen:
Bei dieser Gleichung ist es wichtig zu bemerken, dass sich rechts
zwei Wasserstoffatome und ein Kohlenstoffatom befinden, während
links sechs Wasserstoffatome und zwei Kohlenstoffatome vorliegen.
Dies sollte man als Erstes ausgleichen, durch das Voranstellen
eines Koeffizienten 3 vor die Formel des Wassers und des
Koeffizienten 2 vor die Formel von Kohlenstoffdioxid:
C2H6 + O2 --> 3 H2O + 2 CO2
Berechnet man nun die Anzahl der Sauerstoffatome, so findet
man:
Edukte | Produkte | ||
Anzahl O-Atome: | 1 * 2 = 2 | <> |
3 * 1 + 2 * 2 = 7 |
Gleich welchen ganzen Koeffizienten man vor das Sauerstoffmolekül schreibt, man erhält eine gerade Zahl an Sauerstoffatomen. Um auch für die Produkte eine ganze Zahl an Sauerstoffatomen zu erhalten, multipliziert man alle Koeffizienten der Produkte mit zwei:
C2H6 + O2 --> 6 H2O + 4 CO2
Da man beim Verdoppeln der Koeffizienten der Produkte auch die Anzahl der Kohlenstoffatome und der Wasserstoffatome verdoppelt hat, muss man auch den Koeffizienten 2 vor das Ethangasmolekül setzen:
2 C2H6 + O2 --> 6 H2O + 4 CO2
Berechnet man nun die Anzahl der Sauerstoffatome, so findet
man:
Edukte | Produkte | ||
Anzahl O-Atome: | 1 * 2 = 2 | <> |
6 * 1 + 4 * 2 = 14 |
Um auch links vom Reaktionspfeil 14 Sauerstoffatome zu erhalten, muss man den Koeffizienten 7 vor das Sauerstoffmolekül schreiben:
2 C2H6 + 7 O2 --> 6 H2O + 4 CO2
Edukte | Produkte | ||
Anzahl C-Atome: | 2 * 2 = 4 | = |
4 * 1 = 4 |
Anzahl H-Atome: | 2 * 6 = 12 | = |
6 * 2 = 12 |
Anzahl O-Atome: | 7 * 2 = 14 | = |
6 * 1 + 4 * 2 = 14 |
Es gibt keine einheitliche Methode, die es erlauben würde, die Koeffizienten einfach berechnen zu können. Für besonders schwierige Gleichungen jedoch ist folgende mathematische Methode oft sehr erfolgreich. Folgende Gleichung ist auszugleichen:
KMnO4 + HCl --> MnCl2 + Cl2 + H2O + KCl
Man nimmt an, dass man die Gleichung mithilfe der Koeffizienten a, b, c, d, e, und f ausgleichen kann:
a KMnO4 + b HCl --> c MnCl2 + d Cl2 + e H2O + f KCl
Um links und rechts des Reaktionspfeils dieselbe Anzahl Kaliumatome vorzufinden, gilt folgende Gleichung:
(1) a = f
Um links und rechts des Reaktionspfeils dieselbe Anzahl Manganatome vorzufinden, gilt folgende Gleichung:
(2) a = c
Um links und rechts des Reaktionspfeils dieselbe Anzahl Sauerstoffatome vorzufinden, gilt folgende Gleichung:
(3) 4 * a = e
Um links und rechts des Reaktionspfeils dieselbe Anzahl Wasserstoffatome vorzufinden, gilt folgende Gleichung:
(4) b = 2 * e
Um links und rechts des Reaktionspfeils dieselbe Anzahl Chloratome vorzufinden, gilt folgende Gleichung:
(5) b = 2 * c + 2 * d + f
Man setzt nun a gleich 1 und erhält dann, indem man in den Gleichungen einsetzt:
(1) 1 = f (2) 1 = c (3) 4 = e (4) b = 2 * e = 2* 4 = 8
Durch Einsetzen der so gefundenen Werte in (5) erhält man:
(5) 8 = 2 + 2 * d + 1
Durch Vereinfachen erhält man:
(5) 5 = 2 * d
Durch Ausrechnen erhält man:
(5) 5 d = - 2
Man findet also für die Koeffizienten folgende Werte:
a = 1, b = 8, c = 1, d = 5/2, e = 4 und f = 1
Um ganze Zahlen zu erhalten, multipliziert man alle Koeffizienten mit 2:
a = 2, b = 16, c = 2, d = 5, e = 8 und f = 2
Durch Einsetzen in die Gleichung erhält man nun:
2 KMnO4 + 16 HCl --> 2 MnCl2 + 5 Cl2 + 8 H2O + 2 KCl
Für diese Methode der Auflösung muss im Prinzip die Anzahl
der Gleichungen gleich der Anzahl der Unbekannten sein. Man muss
dann x Gleichungen mit x Unbekannten lösen.
Sehr oft gibt es jedoch so viele Vereinfachungen, dass die
Bestimmung der Unbekannten in wenigen Schritten möglich ist.
Einige Gleichungen kann man jedoch mit dieser Methode nicht
auflösen!
Kennt man die Formelgleichung einer chemischen Reaktion, so
kann man auch quantitative Berechnungen ausführen:
6.2 Einführung einer neuen Größe: Das Mol
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Quantitative Beziehungen
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