Walross
Aussehen
Walrosse sind sehr große gedrungene Robben. Männchen
erreichen Längen von 3,6 m bei Gewichten um 1900 kg. Weibchen
werden etwa 3 m lang und um 1200 kg schwer.
Das Erscheinungsbild der Walrosse ist sehr typisch und allgemein
bekannt. Nacken, Brust und Schultern sind massig, während
der Hinterkörper bis zum Schwanz immer schlanker wird und
dünn aussieht. Der Kopf wirkt rundlich und besitzt eine kurze,
aber sehr breite Schnauze mit kurzen, borstigen, weißlich
Schnurrhaaren. Die Augen sitzen seitlich am Kopf mit relativ großem
Abstand zueinander. Da ihre Durchblutung zu erkennen ist, wirken
sie rötlich. Wie die Hundsrobben besitzen Walrosse keine
äußeren Ohrmuscheln.
Im Vergleich zur Masse des Körpers
sind die Vorderflipper relativ kurz und breit und ähneln
denen der Ohrenrobben. Der vorderste Finger ist der längste,
und die folgenden nehmen der Reihe nach an Länge ab.
Die Hinterflipper ähneln mehr den Hundsrobben mit längeren
äußeren und kürzeren inneren Zehengliedern.
Die Färbung der Walrosse ist relativ einheitlich und
verändert teilweise mit dem Alter und dem Aufenthaltsort
der Tiere. Ihre Färbung ist ein gräulichem Braun mit
zimtfarbenem Einschlag. Im Laufe des Alters werden Männchen
blasser. Im kalten Wasser fließt weniger Blut in die Haut,
was ebenfalls zu einer blasseren Hautfarbe führt. Umgekehrt
erscheinen die Tiere beim Sonnen auf dem Sandbänken dunkler
und rötlicher, weil eine starke Durchblutung der Haut für
eine Abführung der Körperwärme sorgt. Unter älteren
Männchen kommen fast weiße, albinotisch wirkende Tiere
vor, während Jungtiere dunkler, nahezu schwarz aussehen können.
Die Haut ist mit Ausnahme der Flipper mit kurzen Haaren bedeckt,
so dass Weibchen und Jungtiere ein samtartiges Aussehen haben.
Mit zunehmendem Alter wachsen weniger Haare bei den Männchen
nach.
An Land stehen die Tiere auf allen vier Gliedmaßen mit
nach außen gebogenen Fingergliedern der Vorderflipper. Sie
können die Hinterflipper nach vorne unter den Körper
schlagen und wie die Ohrrobben noch vierfüßig gehen.
Im Wasser bewegen sie sich hundsrobbenartig fast ausschließlich
mit den Hinterflipper vorwärts, und zwar in der Regel sehr
langsam.
Ernährung
Die Walrosse fressen Muscheln und andere Tiere, die auf dem Meeresboden
leben. Mit ihren Schnurrhaaren spüren sie die Beute im dunklen,
schlammigen
Wasser auf. Manchmal dienen die Hauer zusätzlich als Grabwerkzeuge.
Es kommt auch vor, dass sich bei der Nahrungssuche mal ein Hauer
in einer Felsspalte verklemmt und abbricht.
Lange Zeit nahm man an, dass sich Walrosse fast ausschließlich
von Weichtieren ernähren, die sie mit Hilfe ihrer Stoßzähne
aus dem Bodenschlamm graben. Die Abnutzung der Stoßzähne
soll nach dieser Ansicht durch ihr Schleifen auf dem Bodengrund
bei der Nahrungssuche zustande kommen.
Walrosse können mit Hilfe ihrer sehr beweglichen Lippen
einen feinen, sehr kräftigen Wasserstrahl ausspeien. Mit
Hilfe dieses Strahles sollen sie Muscheln und andere Wirbellose
im Schlammboden freilegen. Es gibt allerdings Filmdokumente, die
belegen, dass die Tiere sowohl im weichen Boden nach Nahrung graben
als auch an felsigem Untergrund versuchen, mit den Stoßzähnen
festsitzende Muscheln abzubrechen.
Auch in zoologischen Gärten gehaltene Walrosse versuchen
wiederholt mit den Stoßzähnen den Betongrund ihres
Wasserbeckens "aufzugraben". Diese Tiere weisen, wenn
sie überhaupt Stoßzähne zu besitzen, fast immer
Schleifspuren an den Zahnspitzen auf. Heute glaubt man, dass die
Stoßzähne auch wichtige Instrumente des Sozialverhaltens
sind. In dieser Funktion wären sie mit Geweihen der Hirsche
oder Hörner der Rinderartigen zu vergleichen.
Walrosse ernähren sich nach heutigen Erkenntnissen von
vielerlei bodenbewohnenden Wirbellosen wie Muscheln, Würmern,
Schnecken, Kopffüßlern, Seegurken, Manteltieren, Garnelen
und langsam schwimmenden Fischen.
Die Nahrungsaufnahme erfolgt meist durch ein Einsaugen der Beute
mit dem breiten Maul. Walrosse sind in zoologischen Gärten
in der Lage, flüssige Nahrung vom flachen Boden "schlürfend"
aufzusaugen. Die Tiere verlassen sich beim Aufspüren der
Beute hauptsächlich auf ihren sehr gut ausgebildeten Tastsinn,
der sich besonders an der vorderen Schnauze befindet. Im Winter
müssen sie ihre Beute meist bei absoluter Dunkelheit befindet.
Es soll einzelne Bullen geben, die regelmäßig Robben
und kleine Wale erbeuten.
Unter Wasser
Als geschickter Schwimmer kann das Walross ohne weiteres zwei
Tage ununterbrochen im Wasser zubringen; an Land bewegt es sich
das ähnlich wie der Seelöwe mit seinen Vorderflipper
fort und lenkt mit seinem Schwanz.
Paarung
Die Walrosse stellen ihre Stoßzähne zur Schau, um damit
ihre Gegner zu beeindrucken. In der Paarungszeit versammeln sie
sich auf festen Brutplätzen. Die befruchtete Eizellenistet
sich erst nach 4-5 Monaten in der Gebärmutter des Weibchens
ein (verzögerte Einnistung). Gewöhnlich ist es jeweils
nur ein Junges, manchmal sind es allerdings auch 2. Die Jungen
werden 2 Jahre lang gesäugt.
Walrosse paaren sich im arktischen Winter, im Januar und Februar.
Daher ist uns über diesen Verhaltenskreis nur wenig bekannt.
Vermutlich bilden die Männchen kleine Reviere im Wasser,
die an Eisschollen grenzen, auf denen sich Weibchengruppen zur
Rast niedergelassen haben. Die Bullen lassen eine Reihe von unterschiedlichen
Tönen, "Gesängen", hören, die sie mit
Hilfe von aufblasbaren Säcken im Hals hervorbringen. Diese
Säcke scheinen als Hohlraum die glockenartigen Töne
zu ermöglichen und zum Schallen zu bringen.
Neben diesen produzieren die Tiere unter Wasser auch noch
"Klopflaute". Über Wasser sind kürzere Rufe
zu hören, die an "Klapper-"und "Pfeifgeräusche"
erinnern. Die Walrosse fügen die Einzellaute zu ständig
wiederholten Sequenzen zusammen, die an Vogellieder erinnern und
auch etwa die gleiche Funktion und Bedeutung haben. Sie sollen
einerseits Weibchen anlocken, andererseits Rivalen eine akustische
Reviermarkierung anzeigen.
Die Paarung findet vermutlich im seichten Wasser statt.
Die Jungen werden nach einer Tragzeit von 15-16 Monaten meist
im Mai mit einem Gewicht von 45-47 kg und einer Länge von
1-1,2 m geboren und mindestens 1 Jahr gesäugt. Ein Weibchen
bringt maximal alle zwei Jahre ein Junges zur Welt. Mit zunehmendem
Alter werden die Intervalle immer größer. Damit liegt
einer der niedrigsten Fortpflanzungsraten bei Säugetiere
überhaupt vor. Nach etwa einem Jahr haben die Jungen bereits
Stoßzähne von ca. 2,5 cm Länge. Das Junge trennt
sich mit etwa 2 Jahren von der Mutter.
Lebensraum
Das Walross ist ausgezeichnet an das Leben in der Arktis angepasst.
Walrosse sind nahezu rund um den Nordpol im Arktischen Gewässer
verbreitet. Sie bewohnen die Meere von Ost-Kanada und Grönland
bis zum nördlichen Eurasien und West-Alaska. Sie bewohnen
das von der Jahreszeit abhängende Packeis über dem Festland
oder kommen an Sandstränden oder Felsküsten an Land.
Aufgrund der weiten Verbreitung um die Pole haben sich drei
Völker entwickelt. Allgemein anerkannt sind die atlantische
und pazifische Unterart (Polarmeerwalross, und Pazifisches Walross).
Verlassen Walrosse das Meer, versammeln sie sich auf dem Eis oder
auf Felsen. Dort liegen sie dann dicht und manchmal sogar übereinander.
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Quellenangabe
Rüdiger Wandrey: Die Wale und Robben der Welt, kosmos Naturführer
Ich entdecke meine Welt, Ravensburger
Robin Kerrod: Geheimnisvolles Reich der Tiere, Bassermann
Rupert O. Matthews: Kanadas Wildtiere, Karl Müller
Herausgeber: Dr. Philip Whitfeld: Das große Weltreich der
Tiere, Manfred Pawlag Verlagsgesellschaft
Roger Few: Bunter Bildatlas der Tiere, Moewig
Ende
Carine